2016 öffneten wir in unserem Gemeindehaus das Begegnungscafé, in das wir Flüchtlinge, die bei uns gestrandet waren, zu einer Tasse Kaffee, einem Stück Kuchen, aber vor allem zu einem Gespräch einluden. Wir, das sind Gemeindemitglieder, die nach ihren Möglichkeiten hier und jetzt etwas für diese fremden Menschen tun wollten.

So saßen wir, aufgeregt und neugierig, bei unserem ersten Café und wussten nicht, was auf uns zukam. Es kamen viele Einzelpersonen, aber auch Familien mit Kindern und uns wurde nicht selten vor Augen geführt, dass sie eigentlich kaum mehr als ihr Leben besaßen, als sie in unserem Land um Hilfe baten. Mittlerweile haben wir „Stammgäste“, aber auch immer wieder mal neue Leute, die ihre ersten Schritte in Deutschland gehen. Aus Gesprächen mit Hilfe von Zeichensprache, hilfsweisen Zeichnungen und oft genug Lachen auf Grund von Missverständnissen haben sich inzwischen Gespräche wirklich über Gott und die Welt ergeben. Über Hoffnung, Verzweiflung, Ungewissheit, auch über Dankbarkeit und Ziele. Und Horizonterweiterung, die gibt es dabei auf beiden Seiten. Mit Freude und Dankbarkeit konnten und können wir erleben, wie Fremde zu Freunden werden, wie Menschen, die wir bei ihren ersten Schritten hier in Plauen begleiteten, jetzt ihre Wege größtenteils ohne Hilfe gehen können. Mit Freude und Dankbarkeit können wir von der Herz-Jesu-Gemeinde dabei auf die Unterstützung von Helfern aus anderen christlichen Gemeinden, z.B. der Erlöserkirche und der Lutherkirche, zählen, die teilweise willkommene Unterstützer in speziellen Fachgebieten sind, z.B. Mathematik und Fachkunde im Baufach.

Aus dem Café heraus ergaben sich Hilfsaktionen: Begleitung zu Ämtern, Ärzten, Kindergärten, Rechtsanwälten usw. Bei allen deutlich besseren Deutschkenntnissen stellen Formulare immer noch eine große Schwierigkeit dar. Wir versuchen, schwierige Briefe zu erklären, oder sprechen auch mal mit Vermietern. Wir vermittelten schon Praktikumsplätze, suchten auch mal nach einem Garten, nach Nähmaschinen, Fahrrädern, Schwimmkurs… 

Das Café donnerstags ist eng verbunden mit der Malteser Schreibstube am Dienstag. Hier stehen Gemeindemitglieder zur Verfügung, um in Kleingruppen für unterschiedliche Kenntnisstufen mit Migranten Deutsch zu lernen. Es gibt von Personen, die mühevoll ganz von Anfang an schreiben lernen, über Personen, die sich mit den Anforderungen deutscher Grammatik auseinander setzen müssen, bis hin zu denen, von denen in ihrem regulären Unterricht an Schulen komplizierte Briefe verlangt werden, ganz verschiedene Anforderungen, denen wir uns mit ihnen zusammen stellen. Aus der Anfangszeit der Schreibstube mit wenigen Schülern und den dann ab 2015 bis auf 20 Personen ansteigenden Schülerzahlen mit vorwiegend männlichen Schülern hat sich jetzt der Unterricht zu diesen Kleingruppen gewandelt, die sich überwiegend aus Frauen zusammensetzen. Diese bringen häufig ihre Kinder mit, die nebenher betreut werden. Das stellt eine ganz besondere Herausforderung dar, weil sie von ein paar Wochen alten Kleinkindern bis zu 12-Jährigen eine bunte und muntere Truppe sind. 

Wir sind keine ausgebildeten Lehrer, nur Menschen, die Deutsch zur Muttersprache haben. Wir sind in diese Aufgabe hineingewachsen. Manchmal sind wir müde, wenn wir hingehen, und manchmal erfrischt und inspiriert, wenn wir wieder nach Hause gehen. Manchmal ist es umgedreht. In jedem Fall ist es eine wertvolle Zeit. Wir begegnen Menschen - aus Syrien, dem Irak, Iran, aus Afghanistan, Vietnam, Russland, dem Libanon, Eritrea, Gambia - sie sind hier aus den unterschiedlichsten Gründen, in der Regel, weil es in der Heimat echte Not und Gefahr für Leib und Leben gab und gibt. Sie haben uns den Blick über unseren Tellerrand hinaus ermöglicht.