OELSNITZ – St. Karl Borromäus

von Heinrich Meier, Chemnitz (1983)

Das Apostolische Vikariat teilte am 3. November 1894 dem Kultusministerium mit, auf Grund des Plauener pfarramtlichen Berichts sei das Bedürfnis katholischen Gottesdienstes in Oelsnitz nachgewiesen und es habe sich daher entschließen müssen, das Einverständnis des Kultusministeriums vorausgesetzt, sechsmal im Jahre in Oelsnitz katholischen Gottesdienst abhalten zu lassen, wie solche schon bei Errichtung der Kaplanstelle in Plauen beabsichtigt gewesen sei. Da die Kreishauptmannschaft Zwickau keine Einwände gegen die Einrichtung katholischer Gottesdienste in Oelsnitz erhob, genehmigte das Kultusministerium am 21. Januar 1895 die Abhaltung von jährlich 6 katholischen Gottesdiensten in Oelsnitz, und teilte dies auch dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium mit.

Die von den Plauener Geistlichen gehaltenen Gottesdienste fanden bis 1899 in der Gottesackerkirche und dann in der Aula der Bürgerschule statt. Auch in der Anstalt Voigtsberg fanden seit 1883 12 katholische Gottesdienste im Jahr statt. Das Anwachsen der Katholikenzahl machte die Vermehrung der Gottesdienste Auf zwölfmal im Jahr und von 1913 an auf zweimal im Monat notwendig.

Am 2. Dezember 1916 beantragte das Apostolische Vikariat beim Kultusministerium die Genehmigung zur Errichtung einer Expositur in Oelsnitz. Hier wohnten nach den Ergebnissen der Volkszählung 584 Katholiken, und in den umliegenden Ortschaften mindestens ebensoviel „Der Besuch der Gottesdienste und der Sakramentenempfang sind in Oelsnitz gut. Das kirchliche Leben würde aber zweifellos erheblich gewinnen, wenn in Oelsnitz ein eigener katholischer Seelsorger stationiert wäre.“ So berichtete das Apostolische Vikariat dem Kultusministerium. Außerdem machte das Apostolische Vikariat die 12 jährlichen Gottesdienste in der Anstalt Voigtsberg geltend, die vor den Toren der Stadt Oelsnitz lag, in der jugendliche weibliche Strafgefangene und Korrektionärinnen untergebracht waren.

Die wegen Errichtung der Expositur gutachtlich gehörte Kreishauptmannschaft Zwickau, die die Errichtung der Expositur befürwortete, obschon die 25 in der Anstalt Voigtsberg befindlichen Katholiken allein die Errichtung einer Expositur nicht rechtfertigen, aber die nahezu 600 Katholiken in der Stadt Oelsnitz und die der benachbarten Landgemeinden rechtfertigen die Anstellung eines eigenen Seelsorgers. Ergänzend fügte die Kreishauptmannschaft hinzu: ,,Dass die Zahl der landwirtschaftlichen Saisonarbeiter in den Landgemeinden des amtshauptmannschaftlichen Bezirks nach der letzten Volkszählung 122 und die Zahl der daselbst wohnhaften Angehörigen der österreichisch - ungarischen Monarchie sich auf 812 belief...“ Gegen den Wunsch des Oelsnitzer Stadtrates, die Errichtung der Expositur bis nach Kriegsende aufzuschieben, machte die Kreishauptmannschaft geltend: ,, ... die durch den Krieg eingetretene Belebung des religiösen Sinns der Bevölkerung in allen christlichen Konfessionen tatkräftigt gefördert werden möchte.“

Das Kultusministerium erwiderte daraufhin am 8. Februar 1917 dem Apostolischen Vikariat, ob wegen der erheblichen Belastung des katholischen Parochialfonds durch die Errichtung der Expositur, diese nicht bis nach Kriegsende aufgeschoben werden könne und die Seelsorge für Oelsnitz und Umgebung nicht vom Pfarramt in Adorf, statt, wie bisher, von Plauen aus geleistet werden könne, da Adorf nur 13 km, Plauen aber 17 km von Oelsnitz entfernt sei. 7 5 Das Apostolische Vikariat machte auf die reichliche Belastung des Adorfer Pfarrers aufmerksam, der die Kirche in Bad Elster und das Missionshaus in Markneukirchen zu betreuen und allein in Adorf an 170 katholisch zu erziehende Kinder Religionsunterricht zu erteilenhatte. Auch die Belastung des Parochialfonds bezeichnete das Apostolische Vikariat als unerheblich, da die Kosten für Missionsgottesdienst und Missionsunterricht eingespart, und die Vergütung für die Anstaltsseelsorge in Voigtsberg dem anzustellenden Geistlichen auf sein Gehalt angerechnet werden könnten.

 Das Kultusministerium wollte daraufhin noch unterrichtet werden, ob es bei Errichtung der Expositur in Oelsnitz den Absichten des Apostolischen Vikariates, ähnlich wie in Döbeln und Aue, entspreche, in Plauen eine neue Kaplanstelle zu errichten, deren Inhaber in Oelsnitz ständig wohnen und die Seelsorge dasselbst ausüben, aber in allen pfarramtlichen Handlungen dem Pfarramt Plauen unterstehen solle. Nachdem das Apostolische Vikariat dies bejaht hatte, und 300,-M Vergütung für die Seelsorge in der Anstalt Voigtsberg auf das Gehalt des Geistlichen angerechnet werden sollten, erteilte das Kultusministeri um auf Grund von § 29 des staatlichen Oberaufsichtsgesetzes über die katholische Kirche die Genehmigung zur Errichtung der katholischen Expositur Oelsnitz zum 1. Juni 1917. Auch das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium benachrichtigte das Kultusministerium von der erteilten Genehmigung

Am 1. Oktober 1917 bezog der Expositus das Haus, das der Plauener Pfarrer Rothe auf seinen Namen aber für die Rechnung der geistlichen Behörden gekauft hatte. In diesem Haus war außer der Geistlichenwohnung auch eine Kapelle für die Werktagsgottesdienste untergebracht. Die Sonntagsgottesdienste fanden in der Schulaula statt. Die etwa 20 000 M Schulden, mit denen das Grundstück belastet war, konnten innerhalb eines Jahres getilgt werden.

Um zu einem Gotteshaus zu gelangen, hatte sich der Oelsnitzer Pfarrgemeinde-Verein 1919 um die Überlassung der Oelsnitzer evangelischen Katharinenkirche bemüht. Das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium teilte am 22. Dezember 1919 dem Kultusministerium mit, ,,dass der Kirchenvorstand in Oelsnitz als gesetzlicher Vertreter des Kirchenlehns es abgelehnt hat, der römisch-katholischen Gemeinde in Oelsnitz die Katharinenkirche daselbst zu überlassen. Er betont, dass die genannte Kirche von der evangelischlutherischen Gemeinde nicht zu entbehren ist und hat sich den Ablehnungsgründen der Superintendentur ... angeschlossen.“

So machte sich deshalb ein Kirchenbau notwendig. Die Oelsnitzer Gemeinde hatte deshalb um die Einstellung einer Summe für ihren Kirchenbau in den kirchlichen Haushaltplan 1919 oder 1920 nachgesucht. Das Apostolische Vikariat konnte jedoch keine Mittel für den beabsichtigten Kirchenbau zur Verfügung stellen.

Wegen der auf die Dauer auf die katholischen Gottesdienste unzulänglichen Schulaula, und um der im Vogtland herrschenden Arbeitslosigkeit abzuhelfen, ersuchte die Oelsnitzer katholische Gemeinde am 20. Oktober 1920 das Kultusministerium um eine Baubeihilfe. Die finanziellen Mittelfür den Kirchenbau waren in ganz Deutschland und weit über dessen Grenzen hinaus gesammelt worden, aber es fehlten noch immer 20 000 M für den Rohbau. Das Kultusministerium verwies jedoch die Gemeinde an das Apostolische Vikariat. Am 25. November 1920 überreichte der Oelsnitzer Stadtrat dem Kultusministerium das Gesuch zur Genehmigung für den Bau einer katholischen Kirche in Oelsnitz, die auf Grund des ,,Allgemeinen Baugesetzes“ erteilt wurde. Nach den Entwürfen des Paderborner Diözesanbaumeisters, Professor Mundelein, wurde die Oelsnitzer katholische Kirche erbaut, die am 20. November 1921 der 1. Bischof des wiedererrichteten Bistums Meißen, Dr. Christian Schreiber, konsekrierte. Anläßlich der 1. Diözesansynode dieses Bistums erfolgte die Errichtung der Pfarrei „St. Karl Borromäus in Oelsnitz“.

An katholischen Vereinen in der Oelsnitzer Pfarrei nennt der St. Benno-Kalender 1935 den Kirchenchor ,,Cäcilia“, den Gemeindeverein, den Jünglingsverein und den Jungfrauenverein.

Unter dem NS-Regime mußte der Pfarrer, Erzpriester Scheuring, eine Haussuchung über sich ergehen lassen und wurde 3 Tage in der Turnhalle festgehalten. Der Ausgang des 2. Weltkrieges hatte zur Folge, dass auch im Oelsnitzer Pfarrbezirk die Katholikenzahl sich vermehrte. Der aus Kaden gekommene Pfarrer, Franz Klemens, verstarb in Oelsnitz.

Zwischen den beiden Weltkriegen fanden katholische Gottesdienste in der Kapelle St. Clara des Rittergutes statt, das sich im Besitz des Freiherrn von Feilitzsch befand.

Bedingt durch die Unterbringung Bombenevakuierter aus dem Rheinland während des 2. Weltkriegs und durch den Zuzug von Katholiken nach dessen Beendigung fanden regelmäßige Gottesdienste in Bobenneukirchen, Wickersberg, Eichigt, Tirpersdorf und Arnoldsgrün statt. Infolge des Rückgangs der Katholikenzahl sind die Gottesdienste auf den Außenstationen eingestellt worden.